Heute muss ich mal was Ernsthaftes und Trauriges loswerden. Eigentlich ist das etwas Privates, aber schreibe ich mir diesen Eintrag jetzt nicht von der Seele, platze ich irgendwann vor Zorn und menschlicher Enttäuschung !
Heute ist Muttertag. Meine Mutter ist im Altersheim. Es war für mich und Mama Razzo eine Selbstverständlichkeit, uns den heutigen Tag freizuhalten, und was auch immer in Kauf zu nehmen um meine Mutter mit einem Strauß Ihrer Lieblingsblumen zu besuchen.
Ihre Freude als Sie uns sah war unglaublich. Wir verbrachten ein paar Stunden mit ihr, waren im Garten mit ihr, haben ihr von unseren Zukunftsplänen erzählt -wurschtegal ob sie das morgen wieder vergessen hat- und haben sie immer wieder aufgeheitert und ihr das Gefühl gegeben, dass sie noch immer eine Familie hat. Für uns eine Selbstverständlichkeit, ein Anliegen.
Da ich wegen Corona einige Zeit nicht mehr zu ihr konnte, entweder weil totale Besuchssperre war, oder weil sich eine zeitlang die Besuchszeiten genau innerhalb meiner Arbeitszeiten befanden, hatten wir uns auch schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Selbst an Weihnachten konnte ich nicht wie das Jahr zuvor bei ihr sein, sondern nur mit ihr telefonieren. Dementsprechend war das heute für uns Drei ein richtiger “Event”. Und selbstverständlich habe ich mich auch mit den Pflegekräften unterhalten, wie es geht, ob sie was spezielles brauche, oder ob ich irgendwas tun oder besorgen könne. Während diesem Gespräch habe ich dann auch mal gefragt, ob denn in all der Zeit mal überhaupt noch jemand anderes da war, oder sie zumindest angerufen hätte. Mit ernster Miene meinte die Schwester zu mir: “Nein, außer Ihnen war noch nie jemand da, oder hat angerufen, oder sich wenigstens nach ihr erkundigt.”
Zum besseren Verständnis die Vorgeschichte:
Nun, ich habe noch eine Schwester, die heißt Karin. Und diese Schwester hat 3 Kinder, die heißen Ina, Jan und Lutz. Ich nenne die Namen hier jetzt rücksichtslos, denn sollten sie das je irgendwann lesen, sollen sie auch wissen, dass SIE hier gemeint sind und sich hoffentlich schämen ! (Und wenn’s Euch dann nicht gefällt, Gesocks, dann versucht mich halt zu verklagen – viel Glück dabei !) Genau diese Baggage hat weit über 10 Jahre lang die Mutter und Oma ausgenutzt, ihre Großzügigkeit, ihre Fürsorge und ihre Gutmütigkeit. Faktisch hat die Oma für meine Schwester die Kinder aufgezogen. Gleichzeitig hatte diese Baggage immer die Unverschämtheit, MICH als “Manipulator”, “Ausnutzer” und “Schwarzes Schaf” hinzustellen, und sie schafften es sogar, meine Mutter für einige Jahre grundlos gegen mich aufzubringen und uns voneinenader zu entfernen.
Als es mir einst in der Schweiz finanziell gut ging, habe ich auch eine alte Schuld bei meiner Mutter beglichen und ihr danach weiterhin für 6 Jahre monatlich ca. € 350 überwiesen, damit sie sich für’s Alter ein wenig Geld zusammensparen kann, z.B. für den Umzug (und Neuausstattung) in eine altersgerechte Wohnung. Als sie diesen im Jahre 2012 durchführte fehlte ihr u.a. das Geld für die Anteile an der Genossenschaft, die diese neue Wohnung anbot, außerdem das Geld für ein kleineres Bett, weil das Riesenteil aus der alten Wohnung dort nicht mehr reinpassen würde. Also habe ich Ihr beides auch nochmals bezahlt, und ihr auch sonst ein paar neue Ausstattungsgegenstände geschenkt. Die werte Leserschaft mag sich jetzt fragen, was mit dem Geld passierte, das ich ihr jahrelang gezahlt hatte, und sicher seid Ihr auch schon selbst darauf gekommen. Meine Schwester und ihre Brut konnten das Geld wohl besser brauchen.
Als ihre Kinder flügge wurden, ist meine Schwester dann weggezogen und vorher noch komplett mit ihrer Mutter gebrochen, und zwar einzig aus Eifersucht, weil das Verhältnis zw. mir und meiner Mutter wieder sehr herzlich wurde. Irgendwann, als die Oma dann dement wurde, hat man sich auch seitens der Enkel verabschiedet, nicht ohne die Oma vorher nochmal richtig auszunehmen, tw. sogar mit gefälschten Schecks v. der Hausbank… Ich bekam damals eine lapidare SMS von meiner Nichte, dass die Oma jetzt langsam dement würde und meine Nichte das jetzt nicht mehr machen wolle, die Oma regelmässig zu besuchen und sich ein wenig um sie zu kümmern. Diese SMS bekam ich genau 24h vor meiner allen bekannten Auswanderung nach Thailand. Also habe ich kurzerhand jemand anderen aus der Familie engagiert, gegen Bezahlung ! Auch das aus meiner Tasche und wenigstens 1 Jahr hatte ich das übernommen, danach meine Mutter selbst. Diese Familienangehörige hat sich dann später auch vom Konto meiner Mutter bedient, wie sie es gerade gebraucht hat. Das bewiesen die Kontoauszüge bei meiner Rückkehr und ist nicht zu widerlegen.
Ab dem Tag meiner Rückkehr im Februar 2018 war ich dann alleine mit meiner Mutter, denn den schwierigen Teil wollte niemand mit mir teilen, und da ich Mutters Geld ab dem Tag unter meiner Kontrolle hatte, sah man wohl auch keine Notwendigkeit mehr, einen -zuvor immer finanziell lukrativen- Besuch bei der Mutter, Oma, Schwägerin, Tante zu machen. Ich pflegte meine Mutter dann 1,5 Jahre häuslich, verzichtete solange auf meine IT-Karriere und sogar auf die Nähe zu Mama Razzo, die sich verständlicherweise weigerte, die Schweiz zu verlassen und in das ihr verhasste Deutschland umzuziehen, aus dem wir zusammen 2003 schonmal “geflohen” sind.
Seit Oktober 2019 Ist meine Mutter nun in einem Pflegeheim in meiner Nähe und ich versprach ihr, mindestens noch 1 Jahr hier in der Nähe zu bleiben, bis sie sich eingewöhnt hätte, bevor ich wieder in die Schweiz zurückgehe. Und irgendwann, an Mutter’s Geburtstag 2020 stand dann sogar mal meine Nichte Ina vor der Tür und wollte Ihre Oma nach 2 Jahren mal wieder besuchen. Ich schluckte meinen Zorn hinunter und gab ihr die Telefonnummer und Adresse des Pflegeheims, damit sie und Ihre Geschwister, sowie meine Schwester vielleicht mal einen Besuch machten. Meiner Mutter zuliebe, weil die auch nicht mehr begreift, was da zuvor vorgefallen ist, habe ich mich dem nicht in den Weg gestellt. Wie ich gerade erfahren habe, ist das aber nie passiert.
Man hat mir in meinem Leben schon viel vorgeworfen und mich in viele üble Schubladen gesteckt, aber menschlich war ich noch nie auf einem solchen Tiefpunkt, dass ich meine eigene Mutter, oder jemanden der mich quasi aufzog und alles für mich tat, einfach so seinem Schicksal überlassen würde. Ich könnte immerzu kotzen ob solch’ menschlicher Unzulänglichkeit.
Das Schlimmste daran ist aber, dass meine Familie offensichtlich kein Einzelfall ist, denn als wir heute -am MUTTERTAG- zu Gast im Altersheim waren, da saßen fast alle anderen Mütter alleine herum. Und auf Nachfrage bestätigten mir die Schwestern dass das “normal” und wir eher ein “Ausnahmefall” wären… So haben wir uns auch ein wenig mit den anderen beschäftigt und es war dann auch eine ganz nette Runde mit den “Alten”, die sich einfach wie die Kinder über ein wenig Aufmerksamkeit freuten.
Es ist unglaublich, wie sich dieses Land und seine Menschen insgesamt in nur wenigen Generationen zum Schlechten verändert haben und als ich vorhin wieder im Auto saß, musste ich erstmal weinen…
UPDATE März 2023
Wir haben meine Mutter so oft es in der schwierigen Situation ging noch besucht, vor allem zu den grossen Anlässen wie Geburtstag, Muttertag u.s.w. Da ich mich bis Weihnachten 2022 im Urlaub befand, war der nächste Besuch auf den 06.01.2023, dem Dreikönigstag geplant. Leider kam es dazu nicht mehr, denn das Pflegeheim teilte mir am Abend des 02.01.2023 lapidar in einer pietätslosen Email den Tod meiner Mutter mit. Auch hier hat sich keine Sau der Verwandtschaft drum geschert, man konnte ja keinen Nutzen daraus ziehen. Im Gegenteil, es hätte ja sein können, dass man finanziell irgendwie zur Abwicklung und Bestattung etwas beitragen müsste. Nun, auch das habe ich alleine übernommen. Mir was nicht zu viel, schon gar nicht für den Menschen, der mir das Leben geschenkt hat !
Meine Mutter war sicher keine “perfekte” Mutter, und wahrscheinlich auch keine besonders “gute”, wenn man bestimmte Massstäbe anlegt. Aber eines weiss ich: Sie hat ihr bestes versucht und ihre Kinder immer aufrichtig geliebt. Und sie hat lieber gegeben als genommen. Und das ist wahrlich genug, dass ich sie immer in lieber und guter Erinnerung behalten werde ! Ruhe in Frieden, Mama !